2001: Handwerkerfest im schönsten Dorf des Landkreises, das von einer Blechlawine für Stunden von der Außenwelt abgeschnitten ist.

 

Das erste Handwerkerfest im neuen Jahrtausend wartete gleich mit einigen Neuerungen auf. Vor allem stand jetzt viel mehr Platz zur Verfügung, da die Raiffeisenbank das Bankgeschäft in Hallerstein eingestellt hatte. Die Bankräume in der Festhalle konnten nun vortrefflich für Ausstellungszwecke genutzt werden. Außerdem hatte der Heimat- und Kulturverein eine Scheune unweit der Halle angekauft, die sich ebenfalls gut in das Festgeschehen einbinden ließ. In Zusammenarbeit mit dem Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz konnte eine Sonderschau „bäuerliche Möbel“ zusammengestellt werden, die die Entwicklung des Mobiliars unserer Ahnen vom einfachen Holzkasten zum reich ornamentierten und bemalten Schrank für den Kammerwagen aufzeigte. Daneben zeigte Erich Summa einige herausragende Stücke aus seiner Mineraliensammlung und im meisterlich renovierten Gewölbestall von Fritz Purucker war eine Ausstellung mit dem Thema „Tier- und Pflanzenwelt des Fichtelgebirges“ untergebracht. Diplombraumeister Herrmann Trautner hatte sich auch eine besondere Attraktion für seinen Burgkeller ausgedacht: Er kredenzte ein selbst gebrautes, recht starkes Bier, dem er den Namen eines Übeltäters aus der Hallersteiner Geschichte gab – dem Becknhannß, einem Räuber der in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg sein Unwesen trieb und in Münchberg am Galgen endete.

 

Neu war auch das „Weißbiergärtlein“, in dem sich die Vormittagsgäste mit Weißwurst und Weißbier stärken konnten.

 

Eine besondere Attraktion war eigens für das Handwerkerfest aus München angereist: der Vogeljakob vom Oktoberfest. Ein – wie viele glauben – urmünchner Original, der mit deinem Gezwitscher auf selbst gebauten Pfeifchen ganze Festzelte unterhält und seit Jahren nicht mehr vom Oktoberfest wegzudenken ist. Aber mit dem „Urmünchner“ ist es nicht weit her, Horst Berger, wie der Vogeljakob mit bürgerlichem Namen heißt, hat seine Kindheit in Förmitz und Hallerstein verbracht, wo er auch bis 1950 zur Schule ging. Sein Schulkamerad Herrmann Fischer hatte dann die Idee, Berger für das Handwerkerfest zu verpflichten.

 

In Hallerstein hatte er dann auch fast so viele Zuhörer wie auf der Theresienwiese, den die Besucher strömten bei einem wahren Superwetter nur so herbei. Das Parkplatzproblem, das 1999 noch so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte, war auch keines mehr, da die Kameraden benachbarter Wehren für Ordnung in der Blechlawine sorgten.

 

 

2003: Handwerkerfest im Jahrhundersommer

 

 Ein Handwerkerfest im Jahrhundertsommer, das hätte auch schief gehen können. Hatten wir in den vergangenen Jahren immer gefürchtet, dass uns ein Landregen a´la 1986 die Gäste vertreibt, so hofften wir im Jubiläumsjahr 2003, dass die Quecksilbersäule doch ein paar Grad nach unten rutschen möge, damit der Förmitzspeicher für unsere Gäste nicht attraktiver wird als unser Fest.

 

Wir hatten Glück, und können mit der Besucherzahl zufrieden sein, auch wenn nicht ganz der Spitzenwert des Jahres 1999 erreicht wurde. Man konnte auch den Eindruck gewinnen, dass alles ruhiger und routinierter ablief , von den Schnitz einmal abgesehen, die das heiße Wetter anscheinend auch nicht vertrugen und einfach sauer wurden. Viele Stunden an gemeinsamer Arbeit waren damit dahin. Dass der eifrige Koch sie zu allem Überfluss auch noch versehentlich in die Regenwasserzisterne unseres Vereinsmitglieds Karl Frisch entsorgte wird noch in Jahren Anlass für allerlei Scherze sein. Chefkoch Uwe Stiebeling schwor sich, beim nächsten Mal keine Aufwärmerei mehr zuzulassen, und wenn er morgens um Vier aufstehen müsste. Fleißige Helfer hatten das Malheur aber bald behoben und mit Hilfe eines Vakuumfasses die Zisterne bald wieder picobello gesäubert.

 

Viele Improvisationen der vergangenen Jahre waren nun professionellen Lösungen gewichen. Dies gilt insbesondere für die Stromanschlüsse und natürlich auch für unsere gigantische kaffemaschine mit 60 l Filterinhalt, die unter Ernst Leupolds fachkundiger Bedienung ganze Hektoliter an bestens Gebrühtem produzierte. Dass wir uns stets bemüht haben, die Hygieneauflagen akribisch zu erfüllen hat sich schließlich doch ausgezahlt. Die diesmal von der Behörde durchgeführten Kontrollen erbrachte eigentlich nur eine Beanstandung. Der Kontrolleur nahm an dem unbefestigten Boden in dem Schuppen, in dem das Gemüse hergerichtet wurde, Anstoß Wir sind aber lernfähig und werden die Gemüseputzaktion für die Schnitz das nächste Mal ins Feuerwehrhaus verlagern, das über den geforderten festen Boden verfügt. Die gute Mischung von Bewährtem und Neuem hat auch bei diesem Fest wieder zum Erfolg beigetragen. Einnahmenrückgänge gegenüber dem letzten Mal gab es hier und da, doch wurden diese durch erstaunliche Zuwächse in anderen Bereichen wieder wettgemacht. Heimlicher Renner ist mittlerweile das „Weißbiergärtla“ wo mit der „Junior Brass“ aus Sparneck ein echter musikalischer „Kracher“ aufspielte.

 

Das Beeindruckendste war jedoch, dass nach einer Woche Vorbereitung und nach acht Stunden Festbetrieb mit mehr als 10.000 Gästen und ihren Hinterlassenschaften das ganze Dorf am Montagabend picobello aufgeräumt im alten Glanz erstrahlt.

 

 

2005: Kein Tag für schwache Nerven.

 

Nachdem von den bisherigen 11 Handwerkerfesten 10 mit gutem bis optimalem Wetter gesegnet waren, gab es in diesem Jahr doch einige Unkenrufe mit dem Tenor, dass in einem verregneten Monat August, wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten, auch den Hallersteinern das Glück einmal nicht mehr hold sein würde. Fast haben sie ja Recht behalten, aber nur fast – zum Schluss hatten die Hallersteiner wieder das bessere Ende für sich; daran hatten aber am Sonntagmorgen selbst notorische Optimisten nicht mehr geglaubt.

 

Beginnen wir jedoch mit den Vorbereitungen; die fast schon zu perfekt vonstatten gingen. Alles lief wie eine wohlgeölte Maschine, in der nach bewährtem Muster alle Rädchen ineinander griffen. Auch die notwendigen Investitionen hielten sich im Rahmen, da die Anschaffungen früherer Jahre nun ihre Früchte trugen. Auch hat sich ein fester Stamm an Handwerkern gebildet, der unseren Termin schon auf lange Sicht fest eingeplant hat, so dass bei der Vorbereitung vor allem die Suche nach Neuem und die Abwehr allzu vordergründigen Kommerzes im Vordergrund standen. Alles lief also glatt, fast schon zu glatt.

 

Dass es bei der perfektesten Vorbereitung noch immer große Probleme geben kann wurde den Organisatoren recht nachhaltig klar, als eines Samstagnachmittags plötzlich die Sirenen in Schwarzenbach und Förbau die Stille des Sommertages zerrissen. Der mühevoll aus Strohballen errichtete Werbetraktor in der Baumersreuth stand lichterloh in Flammen. Für die herbeigeeilten Feuerwehren gab es kaum mehr zu tun, als die spärlichen Überreste zu beseitigen. Die zwei zündelnden Übeltäter waren schnell gefasst. Mit mehr oder weniger (un)sanftem Druck der Eltern waren sie dazu verpflichtet worden, bei den Vorbereitungen tätige Reue zu üben und sich als Helfer tüchtig ins Zeug zu legen, was sie auch mit wachsender Begeisterung taten. Dem danach errichteten zweiten „Traktor“ war dann ein längeres Dasein beschieden. Der „Werbeauftrag“ wurde also trotzdem erfüllt.

 

Nochmals störte die Sirene die Vorbereitungen, als am Donnerstag vor dem Fest ein Mähdrescher ein Stoppelfeld in Brand gesetzt hatte. Die ausgerückte Hallersteiner Wehr brauchte aber nicht einzugreifen, weil dem Feuer bereits per Schwemmfass und Grubber ein Ende bereitet worden war. Von den geschilderten Vorfällen abgesehen, bewegte sich alles im bewährten Rahmen, wäre da nicht der Wetterbericht gewesen, der in allen Variationen konsultiert wurde. Ob Internet, Bayerischer Rundfunk, Euroherz – selbst sächsische und thüringische Sender oder gar der „Hundertjährige“ - vermeldeten nichts Positives.

So beschloss man, zunächst die Wetterkapriolen des August 2005 zu ignorieren und davon unbeeindruckt mit den Vorbereitungen fortzufahren. So drehten sich bereits im Morgengrauen des Sonntags die Schweine am Spieß und „Chefkoch“ Uwe Stiebeling hatte sich nach leidvoller Erfahrung mit den Schnitz im Jahr 2003 gegen die Bedenken weiblicher Schnitzexperten durchgesetzt und seine Feldküche am frühen Sonntagmorgen angeheizt. Der Erfolg gab ihm Recht, und Karl Frischs Zisterne blieb diesmal verschont.

 

Aber was nützen die besten Vorbereitungen, wenn am Sonntag morgen zäher kalter Nebel wie an einem Novembertag im Dorf hängt und sich nicht verflüchtigen will. Im Gegenteil – bald stellte sich auch noch ein Schnürlregen ein, der die Bemühungen der schnell zusammengestellten Teams, die Tische und Bänke trocknen sollten, zu einem fruchtlosen Unterfangen machte. An den Schenken und Essenständen herrschte gähnende Langeweile. Nur ganz selten verirrte sich ein Kunde dorthin, und es war zu befürchten, dass die vielen Kuchen, die von fleißigen Helferinnen in den Tagen vor dem Fest zubereitet worden waren, abends unversehrt wieder den Heimweg anzutreten hätten.

 

Die Handwerker verkrochen sich in ihren Ständen und nur langsam tröpfelnd setzte ein geringer Zustrom an Besuchern ein. Denen stand aber der Sinn mehr nach Wärmendem als nach einer Maß Bier oder einem erfrischenden Weißbier. So blieben die zum Frühschoppen bereitgehaltenen Weißwürste größtenteils im Topf , während sich die gigantische Kaffeemaschine bewähren konnte. Als der Mittag nahte, hatte Petrus jedoch ein Einsehen und schaltete auf „Sommertag“ um. Er hatte seine „Folterwerkzeuge“ vorgezeigt und den Hallersteinern deutlich gemacht, wie sehr sie mit ihrem Fest von gutem Wetter abhängig sind. Ein laues Lüftchen zog durchs Dorf und einzelne Sonnenstrahlen drangen durch die Wolkenlücken. Schnell war die Nässe weggetrocknet. Die Handwerker kamen aus ihren Verstecken und griffen nach den Werkzeugen. Bald schon herrschte, die von den früheren Handwerkerfesten gewohnte Geräusch- und Geruchskulisse. Die Straßen und Bänke füllten sich, an den Ständen wuchs der Andrang – bei den Organisatoren setzte das große Aufatmen ein.

 

Als dann die “Geroldsgrüner“ ihre Instrumente auspackten und die Kulmbacher Büttner über den Kreuzweg ihren eigenartigen Reigen tanzten, da hielten sich die Freunde aus Eich auch nicht mehr zurück und lieferten eine Feuerwehrshow vom Feinsten. Enzo swingte im Pfarrhof wie in den Fünfzigern und Junior Brass begeisterte im Weißbiergärtla. Bald war der Schweinespieß abgeräumt und der letzte Teller Schnitz verkauft. An den Bratwurstständen herrschte Hochbetrieb, die Schenken füllten Maß um Maß, der Zwiebelkuchenbackofen glühte und die Kuchentheke leerte sich zusehends. Schluss war erst, als das letzte Stück Kuchen die Theke verlassen hatte.

 

Vergessen war auch, dass das Rahmenthema „Zugtiere“ wegen Krankheit der angekündigten Kaltblüter auf Traktorveteranen umgepolt werden musste. So konnte der stürmische Abschlussabend mit den „drei Kneissln“ mit Fug und Recht zelebriert werden wie früher auch.

Fazit: Wir sind haarscharf an einer kleinen (auch finanziellen) Katastrophe vorbeigeschrammt. Alle Helfer haben sich mit ganzer Kraft eingesetzt, wenn es Probleme zu lösen galt – auf die Hallersteiner und ihre auswärtigen Helfer war wieder einmal Verlass. Dafür unser herzlicher Dank an alle.

 

 

Die Jahre 2007-2019 sind aktuell noch in Bearbeitung. Schaut gerne wieder vorbei.